Angekommen im Neuland
Wer außer Georg Blum wäre geeigneter gewesen, den Schlussstrich unter diesen Nachmittag zu ziehen? Mit einem präzisen Angriffsschlag im K1 durch den Berliner Doppelblock hindurch erlöste der Diagonalangreifer den BVC 99 nach zwei Stunden Spielzeit. Blum, der am Sonntag zu Recht die Ehren als MVP, also wertvollster Spieler der Partie, empfing. Das Burger Eigengewächs, das sich in einem verkorksten dritten Satz symptomatisch mit einem Aufstellungsfehler nach seiner Einwechslung zurückmeldete. Der 26-Jährige, der sich wie das gesamte Team danach selbst aus dem Sumpf zog und den Vorjahresaufsteiger zum 3:2 (-19, 16, -13, 27, 10)-Erfolg führte – dem ersten Heimsieg in der Regionalliga.
Der Außenstehende vergisst leicht, dass die Ereigniskette zwischen dem Aufstieg im Vorjahr und dem Hier und Jetzt immer noch schwindelerregend ist, wenn man die elfmonatige Spielpause nach dem Saisonabbruch herausrechnet. Und dass der Club eigentlich noch immer an jedem Spieltag Neuland betritt. Der Geschichtsträchtigkeit des Moments war sich daher am Sonntag beim BVC jeder bewusst. „Das ist etwas ganz Besonderes“, hob Carsten Graßhoff hervor. „Vor allem, nachdem wir uns so zurückgekämpft und den vierten Satz umgebogen haben“, schob der Libero zur Einordnung hinterher.
Da nämlich war es schlecht bestellt um den Patienten Hoffnung. Nach 1:5-Fehlstart bei 1:2-Satzrückstand drohte die dritte Niederlage. Sie schien beim 24:25 und damit dem Berliner Matchball sogar unausweichlich, als plötzlich die große Stunde der Gastgeber schlug. Über eine stabile Feldabwehr entwickelte sich ein Krimi, der erst durch eine Einerblock-Aktion von Christian Fink zum 29:27-Satzgewinn ein gutes Ende fand.
Im anschließenden Tiebreak diktierte Burg wie zuvor im zweiten Satz über druckvolle Aufschläge das Geschehen. „Aber es gibt nach wie vor Phasen, in denen wir uns durch einfache Fehler aus dem Spiel nehmen“, bekannte Graßhoff. Dass der Burger Sechser mittlerweile imstande ist, sie zu überstehen, dürfte die positive Erkenntnis des Wochenendes gewesen sein. Und dann war da natürlich noch eine wichtige Bestätigung: „Wir hatten uns durchaus Sorgen gemacht, als wir zuletzt auf den vorletzten Platz durchgereicht wurden. Denn eigentlich hatte es sich auch bei den Niederlagen gegen Schöneiche II und den VfK Südwest nicht so schlecht angefühlt. Nun haben wir endlich auch den Beweis erbracht, dass wir mehr als nur gut mithalten können.“
Wie sich ein Erfolg in der Fremde anfühlt, wissen Moritz Räcke und Co. bereits seit dem 3:1-Auftakterfolg beim USV Halle. Und auch wenn heute Abend um 19.30 Uhr beim Elsterwerdaer SV die nächste große Unbekannte wartet, ist das Vorhaben gegen den letztjährigen Mitaufsteiger klar umrissen: „Auf dem Papier ist das eine Partie, in der es für uns zählt. Beide verfolgen mit dem Klassenerhalt das gleiche Saisonziel“, erklärt Graßhoff. Da neben Max Groß jedoch mit Stefan Mosig und Sören Lambrecht auch zwei von drei Außenannahmespielern verletzungsbedingt ausfallen, „ist der Vorteil der breiten Bank schon mal weg“. Allrounder Leon Grünke soll nun die vakante Position neben Christian Fink bekleiden. An dieser Stelle also nur eine kleine Empfehlung für die Dramaturgie des Spiels, wer idealerweise den letzten Burger Punkt beisteuern sollte.
Quelle: Volkstimme, 30.10.2021, geschrieben von Björn Richter