Im Ernstfall „phänomenal funktioniert“
Steffen Schmidt konnte natürlich nichts von den Umständen beim Gegner ahnen. Der Trainer des Elsterwerdaer SV 94 musste sich also auf das verlassen, was er im Heimspiel vom Sonnabend gesehen hatte. Und er bekam von Georg Blum das Spektakuläre, Brachiale und die Emotionen, aber auch die Übersicht und Durchdachtheit seiner Angriffe, die den Diagonalspieler des Burger VC 99 also auch in der Regionalliga ausmachten, zu sehen. Weshalb Blum auch nicht unverdient zum zweiten Mal in Folge von der Gegenseite zum MVP, also dem wertvollsten Spieler der Partie, gewählt wurde. Wäre die Abstimmung dagegen eine teaminterne, da sind wir uns sicher, hätte beim Burger 3:1 (23, 20, -23, 16)-Auswärtserfolg kein Weg an Leon Grünke vorbeigeführt.
Mit einem Neuzugang wie dem 26-Jährigen, der vor der neuen Spielzeit vom USC Magdeburg nach Burg wechselte, geht natürlich immer eine gewisse Erwartungshaltung einher. BVC-Libero Carsten Graßhoff erklärte sie so: „Wir hatten gehofft, Unterstützung für Georg als etatmäßigen Diagonalangreifer zu bekommen. Gleichzeitig wussten wir aber, dass Leon auch flexibel einsetzbar ist, wenn es drauf ankommt.“ Der Beweis darf seit Sonnabend als erbracht betrachtet werden. Weil mit Sören Lambrecht und Max Groß zwei von drei Burgern auf der Außenannahme-Position verletzungsbedingt passen mussten, trat der Ernstfall in Elsterwerda ein. „Im Angriff unterscheiden sich Außen und Diagonal ja kaum voneinander. Das Spannende ist also die Annahme und da muss man sagen, dass er einfach phänomenal funktioniert hat“, lobte Graßhoff.
Überhaupt vermittelte der BVC 99 im Duell der letztjährigen Aufsteiger den Eindruck, dass ein Rädchen ins andere greift. In den ersten beiden Sätzen legte der Gastgeber zwar zumeist die Führung vor, welche die Burger aber in der Endphase jeweils kaperten. „Der Eindruck aus den ersten Spielen hat sich bestätigt. Wir haben jetzt gegen starke und auch vermeintliche schwache Gegner gespielt und uns stets auf Augenhöhe bewegt. Gegen Elsterwerda und zuvor den Berliner TSC haben wir die Bestätigung erhalten, auch die knappen Duelle für uns entscheiden zu können“, schätzte der Libero ein. Da sich im dritten Satz die Dinge jedoch verkehrten, kamen die Brandenburger noch einmal heran, hatten aber gegen die stabile Block/Feldabwehr und druckvolle Aufschläge ihres Gegners im vierten Durchgang nichts mehr entgegenzusetzen.
So souverän das Ende auch war, sammelte der Burger Sechser aber auch einmal mehr Erkenntnisse. Im Fall des Auftritts vom Sonnabend lautete sie: „In der Regionalliga kommt es nicht mehr oft vor, dass sich der erste Ball sofort totmachen lässt. Wenn wir also in bestimmten Situationen den Notpass spielen müssen und der Angreifer von Außen kommt, braucht es noch einen Tick mehr Cleverness. Vor allem dürfen wir dann nicht blind in den gegnerischen Block hineinschlagen.“
Für die Umsetzung muss das Team nicht lange warten. Bereits am Sonntag gibt sich mit der DJK Westen 23 Berlin der punktgleiche Tabellennachbar die Ehre (15 Uhr, Täve-Schur-Sporthalle). Im Gegensatz zum BVC 99 übrigens eine Mannschaft, die aufgrund fehlender Tribüne bisher noch keine Heimspiel-Atmosphäre in dieser Saison kennt. Man darf sich also aus dem Fenster lehnen und behaupten: Mehr noch als sonst dürften der „siebte Mann“ in Burg als Faktor für den Erfolg gefragt sein.
Quelle: Volksstimme 05.11.2021, geschrieben von Björn Richter