Später Akt des Aufbäumens

Von Bianka Müller

Nach vier sieglosen Auftritten im November haben die Volleyballer des Burger VC 99 auch am Sonntag nicht die Trendumkehr geschafft. Angesichts der ungünstigen Vorzeichen mochte die 0:3-Pleite bei der SG Prieros/Königs Wusterhausen nicht überraschend kommen, erhöhte aber den Druck vor dem Hinrundenabschluss in der Regionalliga Nordost.

Dies war natürlich längst nicht mehr der Moment, in dem noch taktische Kniffe aus dem Hut gezaubert werden. Soviel war den neun versammelten Burgern in der OSZ-Halle zu Königs Wusterhausen klar. 70 Minuten war das Regionalliga-Gastspiel des BVC vom Sonntag alt. Und die Anzeigetafel wies die Gäste mit 0:2-Sätzen sowie einem 20:24- Rückstand im dritten Durchgang als sicheren Verlierer des Abends aus. Trotzdem sollte aus dem Spielerkreis heraus ein Zeichen sichtbar werden.„Wir standen vor der Wahl, den dritten ebenso klar wie die ersten beiden Sätze abzugeben oder uns noch einmal aufzubäumen“, erinnerte sich Libero Carsten Graßhoff an die letzte Auszeit. Nicht zuletzt, weil sich das Team für die zweite Option entschied und in der Folge fünf Matchbälle abwehrte, schmerzte die 0:3 (22:25, 17:25, 27:25)-Pleite ein kleines Stück weniger.

Betrachtete man nur die Momente aus der Spätphase des Spiels, ließ sich tatsächlich ein positiver letzter Eindruck mitnehmen.Patrick Baldeweg legte eine Aufschlagserie hin, die bei den Gastgebern spürbare Wirkung hinterließ. Und Arne Brendel setzte am Netz einen spektakulären Block zum 24:24-Ausgleich, der leicht in Vergessenheit geraten ließ, dass dort gerade ein 16-Jähriger zum zweiten Mal überhaupt in der Regionalliga der Männer eingesetzt wurde. Ehrlicherweise blieb jedoch festzuhalten: Selbst wenn der BVC 99 in jedem der drei Durchgänge eine Phase wie die geschilderte erwischt hätte, wäre es schwer für die Gästegeworden. Weshalb auch Graßhoff gestand: „Letztlich geht ein deutliches 0:3 in Ordnung. Angesichts der Vorzeichen war es ein erwartungsgemäßes Ergebnis.“

Denn einerseits verfolgen beide Clubs in dieser Spielzeit grundverschiedene Ziele. Während die SG Prieros/KW nach zwischenzeitlicher Durststrecke am Wochenende wieder die Tabellenspitze der Nordost-Staffel erklomm und dort gern auch am Saisonende stehen möchte, zählt für die Burger weiterhin nur der Klassenerhalt. Die nötigen Punkte dafür sind gewiss an anderer Adresse zu holen. Erst recht, wenn die Mannschaft derart ausfallgeplagt wie am Sonntag antritt, was zum zweiten großen Aber führte. Mit Florian und Markus Ogrodowzyk sowie Brendel „stellte unser Landesliga-Kader zwischenzeitlich drei von sechs Spielern auf dem Feld. Das soll aber ihre Leistung nicht schmälern. Alle drei haben ihre Sache richtig gut gemacht“, erklärte der Libero. Doch gewiss war dem genannten Trio am Sonntag eine andere Rolle zugedacht, als die Last des gesamten Teams zu schultern. So bauten die Gastgeber dann auch in den einzelnen Sätzen jeweils zügig ein Polster auf, das fünf oder mehr Punkte betrug und konnten dem Doppelspieltag vom Wochenende entsprechend die Einsatzzeiten dosieren – eben, weil es die breite Bank hergab.

Auch wenn die fünfte Burger Niederlage in Folge und vor allem ihre Umstände die Vermutung erhärteten, dass die nahende Weihnachtspause alles andere als ungelegen kommt, ist im letzten Auftritt des Volleyballjahres noch ein- mal allerhöchster Einsatz gefragt. Am Sonntag kehren dann auch mit Till Räcke und Brijan Arvid Beck wichtige Alternativen zurück. Zudem meldet sich mit Christian Fink die geballte Durchschlagskraft auf der Außenangreifer -Position zurück. Diese wird es auch brauchen, wenn der BVC 99 (7.) beim Cottbuser VV (9.) gefordert ist. Was im Duell der Tabellennachbarn auf dem Spiel steht, ist laut Graßhoff klar: „Das ist eine Sechs-Punkte-Partie, die am Ende über Abstieg und Ligaverbleib entscheidet.“ Und in der die Burger zweifellos schon Zähne zeigen sollten, bevor sie mit dem Rücken zur Wand stehen.

Quelle: Volksstimme, 10.12.2021 geschrieben von Björn Richter