Tabellenführer für einen Tag
Mit einem souveränen 3:0 Erfolg beim PSV Dessau II hat sich der Burger VC 99 endgültig in die Spitzengruppe der Volleyball-Regionalliga Nordost festgesetzt und geht als klarer Favorit morgen ins Heimspiel gegen BSV Schönow.
BVC-Libero Carsten Graßhoff ist Realist und niemand, der schnell mit seinen Gedanken in den Wolken hängt. Doch so ganz konnte er sich der Euphorie, die in Burg nach dem 3:0-Erfolg in Dessau herrschte dann doch nicht entziehen. Immerhin hatten die Volleyballer aus der Ihlestadt gerade für einen weiteren, kleinen Meilenstein gesorgt. „Der Sieg war eine unheimlich schöne Momentaufnahme, weil wir zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte an der Tabellenspitze der Regionalliga Nordost standen“, so Graßhoff.
Momentaufnahme deshalb, weil der BVC nach dem Sieg der Chemie Volleys Mitteldeutschland wieder auf Rang 2 rutschte. Hegt der BVC dennoch Aufstiegsambitionen? „Wir sind da realistisch und wissen, dass CVM der absolute Platzhirsch der Liga ist“, so Graßhoff. Eine Korrektur des Saisonziels gab er dennoch bekannt: “ Wir sind mit dem Ziel gestartet, den Klassenerhalt zu schaffen, aber wir wollen jetzt schon einen Platz in der oberen Tabellenhälfte.“
Dass dafür aber vor allem Konstanz von Nöten sein wird, wurde auch beim – zumindest auf dem Papier – deutlichen Sieg in Dessau deutlich. „So klar verlief das Spiel gar nicht, weil beide Mannschaften nicht ihren besten Start erwischt hatten“, bekannte Graßhoff. Einzig im ersten Satz riefen die Ihlestädter ihr gesamtes Potenzial ab, erzeugten viel Druck beim Aufschlag und verwandelten ihre Angriffe konsequent in Zählbares.
So sicherten sich die Gäste den ersten Durchgang auch verdient und souverän mit 25:16. „Aber spätestens ab dem zweiten Satz haben wir dann einfach nicht mehr gut gespielt“, so Graßhoff. Sein Team offenbarte vor allem viele Schwächen in der Annahme, wirkte beim gegnerischen Aufschlagspiel nicht wirklich wach und kam somit im Angriff unweigerlich immer wieder in schlechte Positionen. „und so sind wir eigentlich sowohl im zweiten, als auch im dritten Satz immer einem Rückstand hinterhergerannt“, so Graßhoff. „Dass du dann in der Regionalliga am Ende dennoch 3:0 gewinnst, war schon ungewöhnlich.“
Der wohl größte Unterschied im Vergleich zur vergangenen Saison scheint also jene Reife, welche die Ihlestädter in dieser Saison auch dann an den Tag legen, wenn es mal nicht so gut läuft, zu sein. Denn sowohl im zweiten, als auch letzten Satz steigerten sich die Gäste gegen Ende des Spielabschnitts, arbeiteten gut im Block und spielten Angriffe kompromisslos aus. „Man muss aber auch sagen, dass Dessau in den Endphasen immer wieder Schwächen gezeigt hat“, so Graßhoff mit Blick auf die ganze Wahrheit.
Dennoch gingen beide Sätze mit 25:22 an den BVC, der damit zumindest für einen Tag die Tabellenspitze ergatterte. Die Resonanz war dementsprechend groß: „Wir haben alle viele Nachrichten bekommen, das war schon schön“, sagte Graßhoff, dessen Team auf eine ähnlich große Unterstützung morgen im Heimspiel (15 Uhr, Täve-Schur-Halle) gegen den BSV Schönow hofft. Zwar rangieren die Gäste aus Brandenburg in der unteren Tabellenregion, doch wirkliche Aussagekraft lässt sich daraus nicht herleiten. „Da Schönow ein Aufsteiger ist, wissen wir wirklich gar nicht, was uns erwartet“, so Graßhoff. „Vor allem das Spiel in Dessau hat uns nochmal gezeigt, dass wir im Training weiter hart arbeiten müssen und nicht nachlässig werden dürfen.“ Klar ist aber auch: Alles andere als ein Heimerfolg wäre aus Sicht des BVC eine Enttäuschung.
Quelle: Volksstimme, 26.11.2022, geschrieben von Maria Kurth