Zu hoher Preis für einen Punkt
Sonntägliche Heimspiele des Burger VC in der Volleyball-Regionalliga bieten neuerdings mehr Spannung als der abendliche„Tatort“. Das jüngste Kapitel gegen den DJK Westen 23 Berlin stand zunächst unter keinem guten Stern, glich dann einem Wechselbad der Gefühle und endete beim 2:3 ohne Happy-End.
Der Helikopter wird bis zum Saisonende am Boden bleiben. Stephan Bittigau, der sich seit vier Jahren für den Burger VC 99 am Netz in die Höheschraubt und seither viel zur Erfüllung seines Spitznamens getan hat, dürfte aller medizinischen Voraussicht nach bis weit ins neue Jahr hinein keine Startfreigabe erhalten. „Die Operation ist gut verlaufen, aber im Knie wurde eine ganze Menge in Mitleidenschaft gezogen. Die Saison ist auf jeden Fall für ihn vorbei“, wusste Libero Carsten Graßhoff wenige Tage nach der schweren Verletzung seines Teamkollegen zu berichten. Dieser hatte zwar noch am Sonntag in der Halle schon wieder leichte Entwarnung gegeben, doch das Sportliche stand im dritten Heimspiel der laufenden Regionalliga-Saison zunächst ganz weit hinten an.
Der Schlagabtausch gegen den DJK Westen 23 Berlin war keine Viertelstunde alt, die Burger hatten eine 9:8-Führung inne, als Bittigau wie sein Berliner Gegenüber am Netz hochstiegen. Beim gleichzeitigen Versuch, die Landung in der Hocke abzufedern, kollidierten beide auf die denkbar unglücklichste Weise am Knie – mit ver- heerenden Folgen für die Burger, der per Rettungswagen abtransportiert werden musste.
Nach der halbstündigen Spielunterbrechung war die Marsch route jedoch klar. „Wir haben gesagt, dass wir diesen Satz wie einen Tiebreak angehen und diese 15 Punkte auch für ,Bitti’ holen“, blickte Graßhoff zurück. Gesagt, getan: Nach nicht einmal 20 Minuten reiner Spielzeit verwandelte Leon Grünke den ersten Satzball zum 25:20 und der 1:0-Führung.
Umso unverständlicher war der anschließende Leistungseinbruch. Nach anfänglichen Schwächen in der Annahme und dem 3:6-Rückstand liefen die Gastgeber im zweiten Satz der ständigen Hypothek von drei bis vier Punkten hinterher. In den nun länger werdenden Rallyes hatten die Hauptstädter zumeist das bessere Ende für sich und in Außenangreifer Mats Wortmann einen gnadenlosen Vollstrecker, so dass die beiden Folgesätze deutlich verloren gingen (-19, -17). „Wir haben den Faden verloren“, bekannte der Burger Libero. Auch eine Vielzahl von Wechseln änderte nichts daran, dass dem BVC 99 das Spiel entglitt. Allein durch die Hereinnahme vom späteren MVP der Gastgeber, Brijan Beck, der für den an der Achillessehne gehandicapten Moritz Räcke in die Partie kam, lebte das Zuspiel auf. „Brijan hat seine Sache echt gut gemacht und seine Rolle sehr schnell gefunden“, lobte Graßhoff.
Die Geschichte des Nachmittags wäre noch schneller auserzählt gewesen, wenn das Team nach 2:5-Fehlstart im vierten Satz und der anschließenden Auszeit den Schalter nicht mehr umgelegt hätte. Doch wie vor zwei Wochen, beim 3:2-Erfolg über den Berliner TSC, kämpfte sich der Heimsechser mit viel Einsatz in Block/Feldabwehr zurück und erzwang den Entscheidungssatz. In diesem gaben je-doch vier aufeinanderfolgende Burger Aufschlagfehler die Richtung vor. Als DJK-Diagonalspieler Marian Schünemann nach dem 6:8 und dem letzten Seitenwechsel Lehrstunden in Sachen Aufschlagdruck lieferte, dem die Burger Annahme nicht gewachsen war, ging der Sieg an die Gäste.
Nicht nur Graßhoff dürfte daher zur Einschätzung gelangt sein: „Am Ende ist es schade, dass wir uns nicht mit mehr als einem Punkt belohnt haben.“ Vor allem, weil der Preis dafür durch die bevorstehende Zwangspause von Bittigau deutlich zu hoch war.
Quelle: Volksstimme, 12.11.2021 geschrieben von Björn Richter