Entwarnung? – Noch nicht!
Da kamen beinahe Erinnerungen an alte und erfolgsverwöhnte Landesoberliga-Tage auf: Der Burger VC 99 hat mit dem 3:0 (22, 21, 20)-Heimsieg vom Sonntag über Elsterwerda nicht nur drei „Big Points“ für den Regionalliga-Klassenerhalt, sondern auch den klarsten Erfolg seit dem Aufstieg 2020 eingefahren.
Als inzwischen zweifacher Familienvater möchte man unterstellen, dass Carsten Graßhoff inzwischen nicht mehr nur nach der perfekten Annahme sucht. Oder mit einer Regeländerung liebäugelt, die endlich auch einen Libero von seinen Fesseln befreit und ihm ermöglicht, über den Aufschlag, einen spektakulären Block oder einen krachenden Angriffsschlag zu punkten. Vielmehr mag man glauben, dass er sich vor allem nach Momenten der Ruhe sehnt. Doch weit gefehlt. Selbst an einem Sonntag wie dem vergangenen, als er beim Burger VC 99 die Rolle auf dem Volleyballfeld konsequent gegen die als Trainer tauschte, kann es offenbar kaum nervenaufreibend genug für Graßhoff sein. Angesprochen auf seine Erwartungen an das „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen den Elsterwerdaer SV, sagte er: „Ich hatte mich auf einen spannenden Nachmittag eingestellt.“ Der glatte 3:0 (22, 21, 20)-Heimerfolg ließ erahnen: Viel Nervenkitzel war nicht im Spiel.
Spuren eines ausgeglichenen Duells ließen sich allenfalls im ersten Satz finden. Nach dem 17:16 hatten die Burger ihren Rhythmus gefunden, bauten die Führung auf konstante zwei bis drei Punkte aus und brachten den Vorsprung ins Ziel. Der Rest des Nachmittags war schnell erzählt: Die Gegenwehr der Gäste nahm in den beiden Folgedurchgängen immer mehr ab. Der BVC 99 rotierte so im dritten Satz munter Personal durch, doch ein Bruch im Spiel kehrte nicht mehr ein. „In etlichen anderen Partien haben wir super angefangen, um dann nach hinten heraus einzubrechen. Damit, dass es jetzt andersherum lief, hatte aber niemand von uns ein Problem“, bekannte Graßhoff.
Denn zum einen war der Sonntag ein geschichtsträchtiger Spieltag. Seit Zugehörigkeit zur Regionalliga hatte Burg noch keinen Drei-Satz-Erfolg verbucht. „Wir haben uns von einem kleinen Meilenstein zum nächsten gehangelt: Erster Heimsieg, erster Auswärtssieg und jetzt eben der höchste Erfolg, der sich natürlich wunderbar anfühlt.“ Auf der anderen Seite kommt dem fünften Saisonsieg natürlich auch sportlich eine immense Bedeutung zu. Allerdings ist der Blick auf das Klassement trügerisch. In den vier Zählern Vorsprung auf die gefährliche Zone ist nämlich noch das kampflose 3:0 gegen die SG Prieros eingerechnet. Wie das ausgefallene Heimspiel gegen den USV Halle soll die Begegnung gegen Königs Wusterhausen aber neu angesetzt werden.Somit würde in der bereinigten Tabelle der Vorsprung auf den Cottbuser VV als aktuell erster Absteiger auf einen mageren Punkt zusammen schrumpfen.
Fü Entwarnung ist es trotz der „Big Points“ vom Wochenende folglich noch zu früh. Die gute Nachricht lautet aber: Vor Anbruch des letzten Saisonviertels hat der BVC 99 alle Trümpfe auf der Hand. Graßhoff erläutert: „Vier der fünf verbliebenen Gegner stehen in der Tabelle hinter uns. Jeder Schritt, der uns näher ans Ziel bringt, ist hilfreich. Daher blicken wir von Spiel zu Spiel.“
Das Nächste führt die Burger morgen um DJK Westen nach Berlin (17 Uhr). Steile These: Für Spannung dürfte im Kräftemessen mit dem Tabellennachbarn aus der Hauptstadt zu Genüge gesorgt sein.
Quelle: Volksstimme, 11.02.2022 geschrieben von Björn Richter