Und das Spiel kippt nicht
Im Vorfeld als große Wundertüte angekündigt, entpuppte sich Aufsteiger BSV Schönow aus Sicht des Burger VC als dankbarer Gegner. So fuhr der BVC trotz einiger Baustellen am Ende einen ungefährdeten 3:0-Heimerfolg ein. Eine kleine Überraschung gab es dennoch.
Es gibt Teams, die würden nicht im Traum darauf kommen, ein Spiel nach dem zweiten Satz für zehn Minuten zu unterbrechen. Dies ist im Volleyball möglich, wenn es vor dem Spiel angemeldet wird. Gebrauch macht davon jedoch fast niemand. Denn meist überwiegt eben der sportliche Ehrgeiz und die Angst, aus dem Rhythmus zu kommen.
Beim Burger VC liegen die Dinge etwas anders. Und so trat am Sonntag inmitten einer zehnminütigen Unterbrechung, beim Stand von 2:0, Radsport-Legende Täve Schur zusammen mit Landrat Steffen Burchhardt ans Mikrofon. Schur seines Zeichens Namenspatron der Sporthalle, in der die Ihlestädter ihre Heimspiele austragen, drückte seine Begeisterung für den Volleyball aus und lieferte einige Anekdoten aus einem bewegten Leben. Ein Lokalmatador in seinem Element eben.
„Klar, bestand da die Gefahr, dass wir aus dem Flow kommen, aber das war uns einfach wichtiger“, sagte BVC-Spieler Carsten Graßhoff danach und brachte es passend auf den Punkt: „Das zeichnet uns auch irgendwie aus. Dass der Verein insgesamt mehr wert ist als die sportliche Leistung.“ Zur Freude der wieder einmal zahlreich erschienen Anhänger stimmte aber auch die im Heimspiel gegen Aufsteiger BSV Schönow.
Mit vielen jungen Spielern gespickt, boten die Brandenburger dem Tabellenzweiten zwar zeitweise Paroli. Wirklich in Gefahr war der Sieg aber zu keinem Zeitpunkt. Nach einem starken Beginn mit druckvollen Aufschlägen leisteten sich die Hausherren in der Folge immer wieder kleine Unkonzentriertheiten – vor allem in der Annahme, aber auch beim Zuspiel.
Ging der erste Satz mit 25:15 noch deutlich an die Burger, witterten die Gäste im zweiten Satz zumindest in einzelnen Phasen immer wieder ihre Chance. Doch spätestens nach dem 25:20 zweifelte wohl kein BVC-Anhänger noch am Sieg. Entscheidend: Die Burger wechselten zum richtigen Zeitpunkt. So bekamen auch Markus Liebscher und Georg Blum im Heimspiel mehr Spielanteile und sorgten im richtigen Moment für wichtige Impulse. „Wir haben die Reife, aber in dieser Saison eben auch die Qualität auf der Bank. Beides führt dazu, dass so ein Spiel eben nicht kippt“, so Graßhoff.
Und so konnte eben auch jene zehnminütige Pause den Spielfluss der 99er nicht zerstören. Zwar wurde es gegen Ende des dritten Satzes noch einmal eng, doch letztendlich sicherten sich die Ihlestädter mit 25:23 auch den dritten Durchgang. Ein souveräner Sieg, der als Warmlaufen für den Showdown am 10. Dezember betrachtet werden darf.
Dann nämlich muss der BVC beim Ligaprimus CV Mitteldeutschland antreten. Sieben Siege in acht Spielen hat das Team aus dem Süden bisher eingefahren. „CVM war jahrelang der Leuchtturm in Sachen Volleyball in Sachsen-Anhalt“, sagt Graßhoff. „Sportlich gesehen gehören sie eigentlich nicht in die Regionalliga.“ Und so wollen er und seine Teamkollegen das Spiel vor allem auf Augenhöhe gestalten. Und vielleicht gelingt dann eben doch jene Überraschung, für die der BVC immer wieder gut ist.
Quelle: Volksstimme, 02.12.2022, geschrieben von Maria Kurth