Schnelle Chance zur Wiedergutmachung

Von Bianka Müller

Uns fehlt etwas die Fantasie, sich René Stadie als ein Häufchen Elend vorzustellen. Ein Zwei-Meter-Hüne wie der Außenspieler des TKC Wriezen: zusammengesunken, das Gesicht in den Händen vergraben, mit sich und der Volleyballwelt hadernd. Doch genau so soll es sich laut Teamkollege und Vereinschef Ulf-Michael Stumpe am ausgehenden Sonntagnachmittag im Kabinentrakt der Täve-Schur-Sporthalle zugetragen haben. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie unangenehm es ihm ist, dass er ständig MVP wird. Man tut ihm mittlerweile keinen Gefallen damit.“ 100-prozentig für bare Münze zu nehmen waren die Schilderungen des Zuspielers dann doch nicht, wie ein schelmisches Grinsen am Rande der Pressekonferenz nach dem Spiel verriet. Dies mag auch am deutlichen Ausgang des Regionalliga-Duells beim Burger VC 99 gelegen haben. Mit 0:3 (-25, -21, -17) mussten die Gastgeber die Punkte an den Tabellennachbarn abtreten.

Beim BVC 99 hätte man freilich jemanden wie Stadie, immerhin ehemaliger Junioren-Nationalspieler und mit Bundesligaerfahrung ausgestattet, gut gebrauchen können. So aber schlug der inzwischen zum fünften Mal in dieser Saison von der Gegenseite zum wertvollsten Spieler gewählte Wriezener den Gastgebern die Bälle reihenweise um die Ohren. Weniger noch im ersten Satz, in dem sich beide Teams über ein 17:17 lange auf Augenhöhe bewegten. Als die Burger jedoch beim 24:22 zwei Satzbälle nicht verwandeln konnten, drehte sich das Blatt zum 25:27.

Anders als zuletzt diente der verlorene erste Abschnitt nicht als Startschuss zur Aufholjagd. In der Folge liefen die Gastgeber nahezu permanent einem Rückstand hinterher. Nur ganz selten gelang es, gelungene Aktionen zu bündeln wie beim Fünf-Punkte-Zwischenspurt zur eigenen 11:9 Führung im dritten Satz. Danach schwang das Pendel wieder zugunsten der Gäste aus dem Oderbruch um.

Entsprechend schonungslos fasste BVC-Libero Janek Pukall zusammen: „Unser Block war löchrig wie ein Schweizer Käse. Die Feldabwehr hat einigermaßen funktioniert, aber auch in der Annahme haben wir phasenweise stark gewackelt. Ab und zu war Angriffsdruck da, aber insgesamt haben wir nicht gut gespielt.“

Die gute Nachricht lautete dann auch, dass der BVC 99 bereits morgen – ebenfalls in heimischer Halle – die Chance hat, es besser zu machen. Wenngleich es dankbarere Aufgaben gibt als jene um 15.00 Uhr gegen den Aufstiegsfavoriten der SG Prieros / Königswusterhausen bereithält. Dass die Burger bereits mit einem Auge auf die abschließenden Heimspiele gegen die Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt aus Halle (20. März) und Cottbus (26. März) vorausblicken, erfordert auch nicht sonderlich viel Vorstellungskraft.

Quelle: Volksstimme, 05.03.2022. – geschrieben von Björn Richter